Über die Kuss-Tour und die Arbeit für Harald Schmidt

Interview von 2005

Berlin, 4. April 2005, es ist ein schöner Frühlingstag. Bis zum Konzert im Schillertheater ist noch ein wenig Zeit, so hatte ich Gelegenheit mit Markus, in einem Straßencafé sitzend, ein wenig zu plaudern. Worüber, ist hier zu lesen:

Brita: Hallo Markus, du bist mit der Götz Alsmann Band und dem neuen Programm „Kuss“ auf Tour. Wie ist sie denn geworden die gleichnamige CD zum Programm?

Markus: Die neue CD ist natürlich großartig geworden. Götz hat wieder wunderschöne Stücke gefunden und einige auch geschrieben und sie hervorragend arrangiert. Es sind tolle musikalische Gäste zu hören, besonders zu erwähnen ist das Studio-Symphonie Orchester aus Prag. Das ist auch die erste CD der Alsmann Band, auf der ein Theremin zu hören ist. Das ist ein uraltes Elektronik-Instrument, klingt wie eine Mischung aus betrunkener Sopranistin und Alien auf Speed.

Brita: Es gab ja eine Veränderung in der Bandbesetzung. Ludwig Götz (Posaune) ist nicht mehr dabei. Wie läuft es denn mit Altfrid und dem Vibraphon?

Markus: Super! Altfrid ist bei der Alsmann Band ja kein neues Gesicht. Seit der CD „Gestatten Alsmann“, ist er im Studio mit dabei, also ein langjähriger Freund der Band. So war es irgendwie die logische Fortsetzung, ihn ganz in die Band aufzunehmen. Ich habe im Altfrid-Maria-Sicking-Trio schon zusammen mit ihm gespielt und Altfrid war immer Mitglied im Markus Paßlick Quintett. Das Vibraphon als zusätzliches Harmonieinstrument gibt Götz auch mehr Freiheit auf der Bühne. Er ist jetzt weniger an das Klavier „gefesselt“, ist nicht mehr alleine für alle Harmonien zuständig.

Brita: Stichwort: Bonobo; wir dürfen auch im neuen Programm wieder deine geniale Körperbeherrschung bewundern…

 

Foto: Brita

Markus: Wenn wir unterwegs sind, albere ich gern ein wenig herum. „Den Affen“ habe ich schon in der NDR-Spät-Show gemacht. Da habe ich mit einer Affenmaske auf dem Kopf einen Barkeeper gegeben. Götz hat sich an die Nummer erinnert und hat sie ins neue Programm genommen. Immerhin habe ich es durch die Einlage geschafft, wahrscheinlich als erster Musiker überhaupt, ein Triangelsolo in der Kölner Philharmonie zu spielen und in der Hamburger Musikhalle oder der Alten Oper in Frankfurt und im Schillertheater in Berlin und…

Brita: Wird es mal wieder einen freien Improvisationsteil von dir geben?

Markus: Möglich ist das schon, aber zurzeit nicht geplant. Aber unsere Bühnenshow ist ja jeden Abend wieder ein bisschen anders.

Brita: Mir ist die Fußmaschine erstmalig aufgefallen, ist die neu im Instrumentenensemble?

Markus: Die Cha-cha-Kuhglocke? Nö. Beim letzten Programm „Tabu“ war sie nicht im Einsatz, davor bei „Filmreif“ aber schon. Wenn ich die Kuhglocke mit dem Fuß spiele, gibt es im Publikum immer lange Hälse, weil die meisten nicht sehen können, wer diese laute Glocke spielt. Es gab schon Menschen im Publikum, die vermutet haben, dass die Glocke vom Band kommt. Bei uns ist aber natürlich alles live.

Brita: Was gibt es Neues in Sachen Autorentätigkeit?

Markus: Ich denke mir als einer von fünf Autoren die Aktionen und Bilderrätsel für „Zimmer frei!“ aus. Außerdem habe ich viel für eine neue Show von Cordula Stratmann geschrieben. Davon laufen sechs Folgen ab September im WDR.

Brita: Schreibst du noch für Harald Schmidt?

Markus: Nein. Er ist ja nur noch zweimal wöchentlich auf Sendung, da gibt es nur drei feste Autoren.

Brita: Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Markus: Ich habe im Schultheater schon gern die humorvollen Rollen übernommen. Mit der Götz-Alsmann-Band waren wir in der Harald-Schmidt-Show zu Gast, so kam der erste Kontakt mit den Autoren zustande. Die haben mir angeboten als freier Autor Gags für die Show zu schreiben. Als Harald dann ab 1998 selbst die Show produzierte, wollte er mich fest im Team haben.

Brita: Wo wir bei Anfängen sind: wie war das mit der Musik?

Markus: Mein Vater spielte Klavier und einer meiner Brüder Klavier und Gitarre. Bei uns in der Schule gab es einen sehr gut ausgestatteten Musikraum, dort konnte ich viel ausprobieren. Da ich sowieso ständig auf allen möglichen Sachen herumgetrommelt habe, bekam ich mit 15 Jahren von meinen Eltern die ersten Bongos geschenkt. Denen habe ich viel zu verdanken. Ein Sohn der trommelt, das ist für Eltern kein leichtes Los. Ich freue mich immer besonders, wenn mein Vater zu unseren Konzerten kommt.

Brita: Hast du dann Unterricht genommen?

Markus: Das war damals gar nicht so einfach. Heute gibt es jede Menge kompetente Lehrer und man kann Percussion sogar an Musikhochschulen studieren. Die wichtigsten Techniken an Congas und Bongos hat mir Lorenz Brands in Münster übermittelt. Er war Anfang der achtziger Jahre so ziemlich der einzige, der in Westfalen wirklich Ahnung vom Trommeln hatte. Von anderen Lehrern habe ich dann Techniken für brasilianische Instrumente erlernt oder für die indische Tabla. Ich habe dann viel autodidaktisch weiter probiert und jede Menge Instrumente und Dinge, die Krach machen können, gesammelt.

Brita: Welche Musikrichtung und welche Künstler haben dich dabei besonders beeinflusst?

Markus: Zu Anfang ging das mehr in die afro-kubanische Richtung, später wurde mir die indische Musik wichtig. Ich habe schon immer jede Menge Jazzplatten gehört. Ich mag viele Musikstile, wenn sie gut interpretiert werden. Ich mag Weltmusik, also Volksmusik, im Sinne von „Musik der Völker“ und nicht die volkstümliche Hitparade. Ich höre aber auch sehr gerne Funk und Soul. Und natürlich gute Rockbands mit guten Texten, also Die Ärzte!! Als Jugendlicher fand ich die Band „Oregon“ klasse. Vorbilder waren und sind für mich der leider viel zu früh verstorbene Percussionist und Sitarspieler Collin Walcott, der Congavirtuose Giovanni Hidalgo und der absolute Trommelgott: Trilok Gurtu. Überhaupt mag ich Musiker, bei denen man hören kann, dass sie das, was sie da spielen, wirklich lieben. Darum spiele ich auch so gerne in der Götz-Alsmann-Band. Es ist ein Geschenk mit den Jungs auftreten zu dürfen.