Interview von 2007
Endlich, die Götz-Alsmann-Band ist in Berlin! Das gab mir die Gelegenheit, vor dem Konzert am 19.05.2007 im Admiralspalast, Markus Paßlick wieder Löcher in den Bauch zu fragen:
Brita: Hallo Markus, als erstes hätte ich natürlich gern deine Einschätzung zum neuen Programm und damit auch zur neuen CD der Götz-Alsmann-Band „Mein Geheimnis“.
Markus: Nachdem die letzte CD „Kuss“ von vielen Gastmusikern und dem Orchester geprägt wurde, haben wir uns jetzt wieder mehr auf die Qualitäten der Band beschränkt. Bei der letzten Produktion war die Band bei einigen Stücken eher Teil des Orchesters, jetzt wurden die Gastmusiker ein Teil der Götz-Alsmann-Band. Götz hat die Arrangements insgesamt viel stärker auf die Stärken seiner eigenen Band ausgelegt.
Brita: Wie funktioniert das bei euch, wieviel Mitspracherecht hat die Band?
Markus: Götz sucht aus seinem unglaublichen Fundus die Stücke aus, schreibt neue Arrangements und stellt sie uns bei den Proben im Studio vor. Bei der Arbeit an den Stücken stellt sich meist schnell heraus, ob das Stück zu uns passt. Götz legt viel Wert auf unsere Meinung. Mitunter arrangiert er ein Stück mehrfach um, damit es das richtige Gewand durch die Götz-Alsmann-Band bekommen kann.
Brita: Aber Götz ist schon der klar definierte Chef …
Markus: Natürlich, wir sind ja auch die Götz Alsmann Band und nicht das Markus Paßlick Quintett! Es müssen so viele Entscheidungen getroffen werden, da ist es sehr wichtig, wenn klar geregelt ist, wer das tut. Das vereinfacht die Zusammenarbeit enorm. Aber für Ideen und Anregungen ist Götz immer offen. Für das letzte Stück auf dem Album, die „Zugnovelle“, hat Götz einen wunderbaren Text und die Melodie geschrieben, das Arrangement für die beiden Hangs hat er weitestgehend Rudi und mich machen lassen. Aber die eigentliche Idee, bei einem Titel seinen Gesang nur von zwei Hangs begleiten zu lassen, stammt von Götz. Es gab auch Tage, da legte Götz uns einfach die fertigen Noten hin, wir spielten das Stück einmal durch und es war perfekt. Nach so vielen gemeinsamen Jahren auf der Bühne und im Studio, weiß Götz sehr genau, wie er den Klangkörper der Alsmann Band am besten zum Klingen kriegt.
Foto: Brita
Brita: Auf dem Amazon-Video zu „Mein Geheimnis“ konnten wir ein wenig durch das Schlüsselloch des Studios gucken. Wie war die Studioarbeit?
Markus: Wir arbeiten im Studio sehr antiquiert, wir spielen nämlich die Stücke gemeinsam ein. Dabei ist es natürlich besonders wichtig, dass die Band gut zusammenspielt. Nachträglich hat Götz einige Gesänge aufgenommen oder die Stücke mit Gitarre, Akkordeon oder Ukulele veredelt. Rudi und ich haben später einige Percussionparts gespielt und Altfrid manchmal noch ein Xylophon oder Glockenspiel ergänzt. Einige Gäste konnten aus Zeitgründen nicht live mit uns einspielen, Annett Louisan hat aber den Gesang bei „Kokketier nicht mit mir“ gemeinsam mit Götz zu unserem Playback gesungen. Um uns an die Studiosituation zu gewöhnen, haben wir schon zwei Wochen vor den Aufnahmen im Studio geprobt, und die letzten Probentage auch mit Kopfhörern bestritten, so dass es keinen großen Unterschied bei der tatsächlichen Aufnahmesituation gab. So ein Studiotag kann mit 12-13 Stunden schon recht lang werden, aber es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man später das fertige Produkt in den Händen halten kann.
Brita: Im neuen Programm bringst du uns einen traditionellen Song nahe, nämlich „Amazing Grace„. Gibt es eine Geschichte dazu?
Markus: Wir haben schon auf einigen Galas erlebt, dass namentlich nicht weiter genannte Sängerinnen als Zugabe diesen Titel acapella in Grund und Boden gesungen haben. Daher kam mir die Idee, diesem Stück endlich wieder Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. (grinst)
Brita: Wie ist euer Verhältnis zu Ulrich Tukur und seinen Rhythmus Boys? Einige Stücke haben ja beide Bands in ihrem Repertoire …
Markus: Es ist doch toll, wenn viele dieses Musikthema bearbeiten! Die Herangehensweise von Ulrich Tukur und seiner Band ist aber auch eine andere, da steht der musizierende Schauspieler und das kabarettistische Element im Vordergrund. Bei der Götz-Alsmann-Band werden die Stücke swingiger und jazziger interpretiert und die Arrangements von Götz sind insgesamt viel aufwendiger. Ich habe das großartige Programm von Ulrich Tukur und seinen Rhythmus Boys natürlich schon gesehen, ich kann das nur empfehlen!
Brita: Du warst kürzlich Gast der ersten Late Night Show Münster. Wie wichtig ist die Münsteraner Kulturszene für dich?
Markus: Münster ist eine Studentenstadt mit der drittgrößten Uni in Deutschland, da passiert viel. Das wird in der Republik gerne unterschätzt. Es gibt in Münster viele Möglichkeiten Kunst und Kultur zu erleben. Und auch das Umfeld ist gut. Köln, Bremen und das Ruhrgebiet mit vielen großen Konzertsälen ist schnell erreichbar. Es kommen erstaunlich viele gute Bands aus Münster, von denen viele den Sprung in die deutschen Charts geschafft haben.
Brita: Die Klassikshow „Eine große Nachtmusik“ läuft prima und war ja auch für den Grimmepreis nominiert. Wie sieht deine Arbeit dafür genau aus?
Markus: Die Redaktion sucht die Gäste für die Sendung aus und überlegt, mit welchem Repertoire sie in der Sendung auftreten könnten. Dann setzte ich mich mit den Künstlern und den präsentierten Werken auseinander. Mit den Informationen schreibe ich das Moderationsbuch. Das sind Vorschläge für Götz, die er in seine Moderationen und die Talks einarbeitet.
Brita: Und wie ist es bei „Zimmer frei„?
Markus: Da bekomme ich Dossiers über die Gäste, u.a. den berühmten Fragebogen. Aus den Informationen denke ich mir Aktionen, Spiele, Bilderrätsel oder die Gestaltung des Zimmers für den Gast aus. Das schicke ich den vier festen Zimmer frei-Autoren und die bauen die passenden Ideen dann in den Sendeablauf ein.
Brita: An der CD von Tom Gäbel „Good Life“ hast du mitgewirkt. Gibt es da eine weitere Zusammenarbeit?
Markus: Zur Zeit nicht, Tom ist mit seiner eigenen Band auf Tour. Ich sollte mit ihm zwei Titel in der NDR Show „3 nach 9“ spielen, das hat sich aber leider mit unseren Tourdaten überschnitten.
Brita: Und wie ist es mit weiteren Projekten? Man kann dich ja auch in Jazzclubs in Münster sehen …
Markus: Ja, wenn es die Zeit zulässt, spiele ich sehr gerne in kleineren Jazzclubs. Ich habe schon einige Male in der Reihe von Benedikt Bönniger, einem hervorragenden Schlagzeuger aus Münster, im Dininghof gespielt, vor einigen Wochen auch zusammen mit Götz. Andere Clubs, in denen ich gerne spiele, sind der „Hot Jazz Club“ und das neue Lokal „Schöne Aussichten„. Dort wird ab Herbst alle zwei Monate die lokale Talk Show „Münster late night“ stattfinden, bei der ich als Musiker hin und wieder auftauchen werde. Und es stehen natürlich weiter Konzerte mit dem Matt Walsh Acoustic Quartett an.