Interviews mit jedem außer Markus Paßlick

Interviews von 2008

Bisher musste Markus Paßlick mir Rede und Antwort in den Interviews stehen – beim diesjährigen Besuch der Götz Alsmann Band in Berlin am 13. und 14. Juni 2008 bekam er eine Auszeit und seine Bandkollegen wurden unabhängig voneinander von mir ausgequetscht:

Götz Alsmann


Brita: Götz, warum muss Markus Paßlick in der Götz Alsmann Band spielen?

Götz: Mir wurde Markus für eine Plattenproduktion empfohlen. Diese Aufnahmen waren ein derart lustiges und überzeugendes Erlebnis, dass ich ihn 1989, als die Neugründung der Götz Alsmann Band anstand, direkt gefragt habe, ob er nicht dabei sein möchte. Er hat mir die Ohren für die Welt der Percussion geöffnet. Durch ihn habe ich gelernt, dass Percussion weit mehr ist als Congas und Bongos. Mit den Klangfarben, die Markus durch sein Percussionsspiel einbringt, kann man einen Song noch jenseits des Rhythmus‘ beeinflussen.

Brita: Markus ist als Autor sowohl für „Zimmer frei“ als auch für „Eine große Nachtmusik“ tätig. Wie funktioniert dort die Zusammenarbeit?

Götz: Bei „Zimmer frei“ bekomme ich das kollektive Endergebnis des gesamten Autorenteams. Da ist Markus Teil des Teams, von dem die Vorschläge für die Spiele, das Bilderrätsel und die Zimmergestaltung kommen. Manchmal tippe ich richtig, welchen Vorschlag Markus dabei eingebracht hat. Für „Eine große Nachtmusik“ ist Markus alleiniger Autor, daher ist dort die Zusammenarbeit viel enger und direkter. Bereits frühe Entwürfe besprechen wir miteinander. Markus macht Moderationsangebote für mich, die mir einen guten Rückhalt und einen Fundus von Dingen für das Gespräch mit den Gästen bieten.

Brita: Wie war das bei den Aufnahmen zum Hörbuch „Der Hund von Baskerville„?

Götz: Diese Einspielungen haben wir getrennt voneinander vorgenommen. Erst habe ich das Buch eingelesen, und Markus hat dazu dann die passende Sounduntermalung eingespielt. Wir empfinden viele Dinge ähnlich, so dass das Ergebnis gleich meinen Vorstellungen entsprach.

Brita: Zum Beispiel im Rahmen der LitCologne gab es ja auch Live-Lesungen…

Götz: Da wurde natürlich vorher eine Lese-Passage ausgewählt und wir haben abgesprochen, wie Markus die mit kleinen Solo-Charakterstücken musikalisch begleitet.

Brita: Welche Vorgaben bekommt Markus eigentlich bei neuen Stücken?

Götz: Er erhält die ausnotierte Struktur des Stückes, damit klar ist, wo z.B. Breaks in einem Song sind. Dann ist Markus auch gefordert etwas anzubieten. Er macht seine Trickkiste auf und bereichert mit seinen Soundideen die Stücke. Markus und Rudi sind da einfach Spezialisten auf die ich mich verlassen kann.

Brita: Welche Qualitäten, neben den musikalischen, hat Markus noch?

Götz: Markus ist der lustigste Mensch den ich kenne. Er ist absolut krisensicher und hat einen blitzschnellen Humor. Ich schätze seine Zuverlässigkeit auf der Bühne. Er ist sehr beliebt in der Band und seine Meinung ist gefragt. Wir sind unser gegenseitiger Humoruntersuchungsausschuss. Während der Heimfahrten nach einem Konzert werden schon mal die Pointen auseinander genommen. Dann wird analysiert, was beim Publikum gut angekommen ist und wo noch einmal ein wenig gedreht werden muss.

Michael Müller


Brita: Michael, Markus und dich verbindet die Liebe zur Natur…

Michael: Ja, Markus ist ein Kenner der Flora und Fauna! Er hat Geografie, Botanik und Zoologie studiert und ich habe eine Gartenarchitekturfirma. Wir tauschen uns ständig über diese Thematik aus und nennen es „botanisieren“. Wenn wir auf Tour sind, besuchen wir gern gemeinsam die botanisch und zoologisch reizvollsten Plätze der jeweiligen Stadt.

Brita: Und ihr legt beide großen Wert auf gutes Essen…

Michael: Jaaa, aber das tun wir eigentlich alle…
Götz: (aus dem Hintergrund) Aber Michael und Markus kennen sich da am Besten aus!
Michael: Wir sind beide leidenschaftliche Esser. Im Gegensatz zu Markus koche ich jedoch nicht.
Götz: Du hast sogar mal eine Probe abgebrochen, weil du Hunger hattest.
Michael: Das stimmt, mit einem hungrigen Bauch bin ich einfach nicht gut drauf.

Brita: Markus ist ja das jüngste Bandmitglied…

Michael: Generationskonflikte gibt es da nicht. (grinst) Die Erziehung unseres „Benjamins“ ist abgeschlossen.

Brita: Was macht Markus zu einem guten Reisebegleiter?

Michael: Er ist einfach ein lustiger Vogel auf hohem Niveau! Ich habe noch nie über jemanden so gelacht wie über Markus. Es ist ein großes Vergnügen mit ihm unterwegs zu sein. Er ist einfach genial!

Brita: Was war euer schrägstes gemeinsames Erlebnis?

Michael: Da fällt mir eine lustige Geschichte aus dem Jahr 1998 ein. Sie hat mit einer sehr warmen Sommernacht und der Sitzheizung meines damaligen Autos zu tun. Der Rest ist Geschichte…

Brita: Ach bitte!

Michael: Der Künstler muss auch ein Geheimnis haben.

Altfried M. Sicking


Brita: Altfrid, du warst ein Teil des Markus-Paßlick-Quintetts. Wie kam es eigentlich dazu?

Altfrid: Wir haben schon vorher im Dave-Handsley-Quintett zusammen gespielt. Das Markus-Paßlick-Quintett war dann ein Ableger dieser Band. Das war Anfang der Achtziger Jahre, wir haben Jazzmusik gemacht und Markus hat den Abend sehr unterhaltsam moderiert. Außerdem haben wir damals in der Band „Herr Sicking“ mit elektronischen Sounds experimentiert, und mit dem Altfrid-Sicking-Trio gemeinsam auf Galas gespielt.

Brita: Jetzt stehst du mit Markus auch bei der Adam Riese Show auf der Bühne. Dort seid ihr „Markus Paßlick und die Original Pumpernickel„. Was ist das besondere an dieser Band?

Altfrid: Das Besondere ist, dass es kein klassisches Harmonieinstrument und kein Schlagzeug gibt. Wir haben noch einen Kontrabassisten, der gelegentlich Tuba spielt. Unsere Aufgabe bei der Adam Riese Show ist, gemeinsam mit den Gästen zu musizieren, daher richten wir uns nach den Wünschen der Gäste, was diese spielen oder singen möchten.

Brita: Welche Reisegruppen-Qualitäten hat Markus?

Altfrid: Markus ist ein sensationeller Beifahrer. Während andere Mitreisende gern einschlafen, hat mich Markus immer gut unterhalten. Es ist sehr angenehm mit ihm zu reisen, weil er uns mit seiner Situationskomik überrascht und damit immer für gute Laune sorgt. Er ist extrem lustig ohne sich anzustrengen und nie schlecht drauf.

Brita: Gibt es denn gar nichts womit man ihn verärgern könnte?

Altfrid: (überlegt) Eigentlich nicht. Ich kann mich nur an eine Situation erinnern, als wir an einem Veranstaltungsort mit miserabler Technik, wie nicht funktionierenden Monitorboxen, zu kämpfen hatten. Aber das hat uns alle genervt.

Rudi Marhold


Brita: Rudi, von Markus weiß ich, dass ihr als Herren der Becken und Felle euch auch schon mal mit Instrumenten aushelft…

Rudi: Ja, mitunter treffen wir Absprachen, wer welches Instrument kauft. So haben wir z.B. Cajons in unterschiedlichen Tonhöhen und von Zildjan verschiedene Effektbecken gewählt. Wir sind natürlich beide in unterschiedlichen Projekten tätig, also helfen wir uns gegenseitig aus.

Brita: Die „Zugnovelle“ ist ein besonderes Stück im aktuellen Programm. Wie wurde diese Hang-Nummer entwickelt?

Rudi: Das ist ein Stück von Götz, und er hat es Markus und mir mit einer gewissen Tempovorgabe vorgestellt. Zuerst haben wir beide das Hang mit traditioneller Technik dazu gespielt, aber das klang zu langweilig, der Sound musste noch verändert werden. Dann habe ich alles Mögliche ausprobiert, womit dieses Instrument bearbeiten werden kann. Schließlich habe ich Besen gefunden, die eine besondere Drahtstärke haben, die ich sonst gar nicht verwende. Damit war der Sound viel besser, spannungsgeladener. Durch das Aufteilen der Funktionen – ein Hang spielt Rhythmus, ein Hang umspielt die Melodie – und das mit unterschiedlichen Sounds, ist ein Groove erkennbar und alles klingt viel transparenter.

Brita: Wie triffst du mit Markus Rhythmusabsprachen?

Rudi: Götz sucht ja die Stücke aus und oft möchte er bestimmte Rhythmus-Figuren in einem Song haben, dann ist klar wer was macht und der andere passt sich daran an. Die Rhythmen sollen gut verzahnt sein. Wenn Markus also gerade einen Part auf den Congas spielt, spiele ich keine Toms dazu. Es werden die verschiedenen Instrumente – und damit Frequenzen – so ausgesucht, dass immer alles gut hörbar bleibt.

Brita: Warum ist es toll mit Markus auf Tour zu sein?

Rudi: Weil es mit ihm immer lustig ist. Er kennt sich gut aus, ist ein guter Fahrer und Beifahrer, auch wenn ich selten in diesen Genuss gekommen bin, da ich meist den anderen Wagen gefahren habe. Markus ist sehr pflegeleicht, man kann in allen Dingen problemlos mit ihm umgehen.

Helmut Philipps


Brita: Du hast als Produzent für einige Aufnahmen Markus als Studiomusiker eingeladen. Welche Produktionen waren das?

Helmut: Für Overdubs bei dem 2. Album, das unter meinem Namen rausgekommen ist: „Dr. Ring-Ding & H.P. Setter – Big T’ings“. Ein Reggae-Dub-Album, auf dem es u.a. auch zwei Remixe von Titeln aus der „Zazou“-Produktion gibt.

Brita: Die CD „Zazou“, das letzte englisch sprachige Album von Götz Alsmann, hast du in deinem Studio aufgenommen und produziert. Welche Unterschiede gibt es in der Zusammenarbeit mit Götz und der Band auf Tour und im Studio?

Helmut: „Zazou“ war eine Produktion „zwischen den Verträgen“ und man wusste noch nicht, wohin der Alsmann-Zug fahren würde. Dementsprechend haben wir Monate lang ausprobiert, getestet, verworfen und gesucht. Bei unseren Auftritten dagegen ist alles klar. Da gibt es einen ritualisierten Ablauf von Ankunft, Aufbau und Soundcheck mit dem Ziel, Instrumente und Technik so zu verlinken, dass das Konzert reibungslos und pünktlich durchgeführt werden kann.

Brita: Als Tontechniker nimmst du durch deine Art den Sound zu mischen bei den Konzerten Einfluss auf den Klang der Instrumente. Bist du der unsichtbare 6. Musiker der Götz Alsmann Band?

Helmut: Ich nehme weniger Einfluss auf den Klang der Instrumente als auf das akustische Puzzle, das sich im Zusammenspiel ergibt. Götz hat mich eine Zeit lang so vorgestellt, dass ich derjenige sei, der das, was auf der Bühne passiert, sortiert, damit es bei den Zuhörern „wie Musik ankommt“. Ich würde aber nicht so weit gehen zu sagen, dass ich der 6. Musiker bin. Ich bin nur für laut und leise zuständig. Und das möglichst so, dass die Musik mit Hilfe der Technik zu einem Klangerlebnis wird.

Brita: Mit Markus auf Tour, wie muss man sich das vorstellen?

Helmut: Lustig 🙂

Foto: Brita

Foto: Brita

Foto: Brita

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Martina Markwart