Interview von 2011
Nach einer kleinen Odyssee mit der Deutschen Bahn, kam ich am 13.09.2011 doch noch rechtzeitig in Braunschweig an, um mir eine Vorpremiere des neuen Programms „Paris!“ der Götz Alsmann Band anzuschauen und mit Götz und Markus darüber zu plaudern.
Götz Alsmann
Brita: Wie war die erste Reaktion der Band, als du die Paris-Idee vorgestellt hast?
Götz: Das Konzept war sofort für alle stimmig und richtig rund: Eine Huldigung an die großen französischen Chansons auf deutscher Sprache.
Brita: Als Konsequenz dann auch die Aufnahmen in Paris?
Götz: Ja, wir haben uns für die Aufnahmen komplett in französische Hände begeben. Mit Regis Cecacrelli hatten wir einen Produzenten an unserer Seite, der auch mit Henri Salvador an dessen erfolgreichen Album „Chambre Avec Vue“ gearbeitet hat. Jean-Pierre Sluys hat uns als Toningenieur nach den Aufnahmen noch in den Badabing Studios beim Feilen an den Feinheiten unterstützt.
Brita: Die Liveaufnahmen fanden aber im ehrwürdigen Ferber Studio in Paris statt.
Götz: Das ist wirklich ein traditionsreiches Studio, hier haben sie alle aufgenommen, z.B. Gilbert Bécaud und Charles Aznavour. Auch wenn man dem Ambiente die Tradition schon angemerkt hat, hat dieser Ort die Band beflügelt, wahrscheinlich gerade deshalb.
Brita: Die Zusammenarbeit mit den Franzosen hat also gut funktioniert?
Götz: Unbedingt! Ich hatte erst befürchtet, dass der Toningenieur wenig begeistert sein würde, wenn jetzt auch noch die Deutschen kommen und die alten Klassiker spielen wollen; bei uns sind die bekannten Lieder oft einfach nur „alte Schlager“. Das ist in Frankreich ganz anders, dort gibt es eine große Chanson-Tradition. Man könnte sagen, die Franzosen haben eine positive Langzeitbeziehung zu ihren Klassikern.
Brita: Wie ging es euch in Paris?
Götz: Es war eine wunderbare Zeit für die Band! Die Umgebung und das französische Material waren sehr inspirierend. Es war nach langer Zeit das erste Mal, dass wir in einem fremden Studio aufgenommen haben. Nach einem solchen Aufnahmetag war es einfach zu weit, um heimfahren zu können.
Foto: Armin Zedler
Foto: Jérôme Bonnet
Brita: Was habt ihr dort gemeinsam unternommen?
Götz: Es gab kein Tourismus-Programm. Wir haben sehr konzentriert gearbeitet. Natürlich gab es gemeinsame Abendessen, aber nach einem 12-Stunden-Studiotag waren alle froh, anschließend ins Hotelbett fallen zu können.
Brita: Welche Gastmusiker waren dabei?
Götz: Zum ersten Mal haben wir ein Album ohne Gastmusiker aufgenommen. Das war eine Herausforderung für die Arrangements, denn die mussten dadurch viel konzentrierter und kompakter werden. Es gibt einen dichten Einsatz der Schlaginstrumente (Vibraphon, Drums und Percussion), aber keine Angst: Wir klingen nicht nach Marschkapelle. Bei „La Mer“ hat die Band ein ganzes Orchester imitiert und Markus und Rudi spielen sehr unkonventionell. Dieses Album zeigt quasi die Essenz der Götz Alsmann Band.
Markus Paßlick
Brita: Markus, mit dir würde ich gern über die neuen Stücke sprechen. Ihr beginnt mit „Du bist mein liebster Gast“.
Markus: Schöner, als mit diesen Worten, kann man das Publikum nicht begrüßen.
Brita: Bei „Die verlorenen Lieben“ setzt du mit Kastagnetten markante Akzente. Muss man das Kastagnetten-Spiel in Spanien lernen?
Markus: In der Tat sind die Kastagnetten ein kompliziertes Instrument, dass einiger Fingerübungen bedarf. In Spanien sind Kastagnetten quasi ein Lehrberuf, mit Vordiplom, Doktortitel und Honorarprofessur. Ich habe für das Stück ein Paar Kastagnetten im Einsatz, die einfacher zu spielen sind: Je zwei Halbschalen sind auf einem Brettchen befestigt. Den Abstand der Halbschalen kann man mit einer Feder genau einstellen. So kann ich die Kastagnetten mit den Fingern von oben spielen und schneller zu anderen Instrumenten wechseln. Die Spanier mögen es mir verzeihen.
Brita: Der Bagette-Shaker bei „Im Café da la paix“ ist ja der Hingucker schlechthin. Wo hast du den her?
Markus: Das Baguette ist ein Stück aus dem Deko-Bedarf. Es ist aus Plastik, sieht aber sehr echt aus. Ich bekomme jedes Mal grande Appetit, wenn ich das Baguette bei der Nummer in die Hand nehme. Das Baguette macht sehr schöne Shaker-Sounds, weil ich in der anderen Hand einen Shaker schüttle. Kurz gesagt: Das Baguette ist nur ein optischer Quatsch. Die Konzertbesucher haben aber Freude dran. Ich auch!
Brita: Weiter geht es mit „Aime moi“. Wie bist du auf den Glockenspiel-Einsatz gekommen?
Markus: Ja, das Glockenspiel und ich – das ist wirklich ein Novum auf der Bühne. Das ist natürlich eigentlich der Part von Altfrid M. Sicking, dem Gott der Malletinstrumente. Er hat das Glockenspiel für das Album im Studio eingespielt. Bei den Proben zum Live-Programm ergab sich das Problem, dass Altfrid bis direkt vor dem Einsatz des Glockenspiels ein Solo auf dem Vibraphon zu spielen hat. Vibraphon und Glockenspiel bedürfen aber verschiedener Schlegel und so kam meine große Stunde. Ich habe mir die Stellen auf dem Glockenspiel mehrfach erklären lassen – dann noch mal – und habe sie anschließend auswendig gelernt. Für dieses wunderbare Lied stellt uns die Firma Sonor ein ehrwürdiges Instrument zur Verfügung. Das Spiel auf dem Glockenspiel macht mir viel Spaß, aber ehrlich gesagt: Die paar Töne sind bei jedem Konzert sehr aufregend für mich. Bisher habe ich mir keine Blöße gegeben, na ja fast nicht…
Brita: Das nächste Stück „Was wird aus mir“ ist von Gilbert Becaud. Der trug immer eine gepunktete Krawatte auf der Bühne. Welche Rolle spielt das Bühnenoutfit bei euch?
Markus: Das Bühnenoutfit spielt natürlich eine große Rolle bei uns. Erstmals tragen Götz und die Band gleiche Jacketts, Krawatten und Hosen. Die Kleidung wurde eigens für uns maß geschneidert. Ich finde, das Outfit passt hervorragend zum Programm. Auch farblich. Die Jacketts sind schon sehr speziell, aber ich möchte hier nicht zu viel verraten. Ich sage nur: Meine Söhne trugen ähnliche Farben, als sie ungefähr ein Jahr alt waren.
Brita: Weiter geht es mit „Der Junge im Boot“.
Markus: Das Arrangement von Götz ist eine Hommage an Martin Denny, dem Meister der Exotica. Ich spiele bei dem Stück Bongos und viele kleine Rasseln, Schellen, Glöckchen und Vogelstimmen, die den Jungen im Boot auf seiner Reise musikalisch begleiten.
Brita: „Die Schlittschuhläufer“ habt ihr schon mal in der Show „Götz Alsmanns Nachtmusik“ gespielt. Hat sich etwas verändert? Und wie heißt der Schellenstab, den du benutzt richtig?
Markus: Ja, das Stück haben wir bereits in der Show gespielt, dort allerdings mit kleinem Orchester. Ich spiele Congas und in einem Chorus einen Holzstab, an dem ganz viele Glöckchen befestigt sind. Das Instrument nennt man offiziell „Schlittengeläut“ – weil es genau so klingt.
Brita: Eddie Constantine hat „Der Vagabund und das Kind“ mit der kleinen Beatrix gesungen. Könntest du dir vorstellen, mit deinen Söhnen Musik zu machen?
Markus: Einer meiner Söhne spielt Schlagzeug, der andere fängt gerade mit Gitarre an. Zuhause machen wir zusammen Musik, allerdings ganz locker, ohne Zwang. Zur Zeit geht der Berufswunsch der beiden eher in Richtung Profi-Fußballer.
Brita: Was hast du denn in „Wenn es Nacht wird in Paris“ gespielt?
Markus: Ich spiele einen großen Schellenbaum und einen kleinen. Mit dem kleineren spiele ich in den Zwischenspielen einen durchgehenden Rhythmus, indem ich die kleinste Schelle offen und abgedämpft anschlage. Nach dem Klang haben wir bei den Proben lange gesucht und viele Triangeln und Glöckchen ausprobiert. Dazu kommen einige Instrumente zum Einsatz, die eine geheimnisvolle Atmosphäre verbreiten: Gongs, Spiralbecken und eine Springdrum – das ist eine, mit zwei Fellen bespannte Röhre. An einem Fell ist eine lange Stahl-Feder befestigt. Wenn man die Feder schwingen lässt oder anschlägt entsteht ein Klang, der nach einer Mischung von Gong, Donner und drohendem Unheil klingt.
Brita: Gibt es eine Geschichte zu „Bumm“?
Markus: Das Lied beginnt mit der Zeile „Hörst du wie der Frosch im Teiche quakt?“. Bei den ersten Vorpremieren hat Götz manchmal versehentlich gesungen: „Hörst du wie der Teich im Frosche quakt?“. Schöne Vorstellung, bildlich, wie auch akustisch… Ich bewundere Götz dafür, dass er sich all die Liedtexte, Moderationen und Arrangements merken kann. Die einzige Hilfe, die er während eines Konzertes benutzt, ist ein kleiner Zettel, auf dem die Abfolge der Lieder steht.
Brita: Renée Franke die „Der Schleier fiel“ sang, hieß eigentlich Gisela Beyer. Hast du jemals über einen Künstlernamen nachgedacht?
Markus: Es gibt nur eine Veröffentlichung bei der mir ein Künstlername verpasst wurde: Die B-Seite der Single „Preußen Münster“. Dort wurde der Karnevalsschlager „Westfalenland“ von Götz bearbeitet. Ich heiße bei der Aufnahme „MC Bongo“ und Götz „DJ Ball“. Ansonsten stehe ich zu meinem Namen.
Brita: Als nächstes ist „Der Wolf tanzt Cha-Cha-Cha“ im Programm. Bist du ein Tänzer?
Markus: Nein, leider gar nicht. Ich habe vor 15 Jahren einen Tanzkurs absolviert, erfolglos. Mich hat als Musiker die Art und Weise, wie die Kursleiterin die Takte einzählt, schlicht wahnsinnig gemacht. Auch die Schrittfolgen, die scheinbar nicht zum Rhythmus des zu betanzenden Liedes passen, haben mich überfordert. Ich beneide aber gute Tänzer.
Brita: Ich habe gehört, dass ihr für „Du lässt dich geh’n“ einiges ausprobiert habt. Kannst du dazu was erzählen?
Markus: Rudi und ich haben viele Rhythmen und exotische Instrumente ausprobiert. Götz hatte das Lied zunächst als Shuffle arrangiert, aber auch das funktionierte nicht wirklich. Das Chanson ist sehr textlastig und diesen schönen Text sollte man nicht mit zu vielen musikalischen Informationen ersticken. So kamen wir nach und nach auf den leichten, fast popigen Rhythmus. Rudi spielt das Schlagzeug mit Besen, ich setze Bongos, Congas und eine Triangel ein.
Brita: Für „Das Meer“ zauberst du tolle Wellen. Gibt es eine Geschichte zum „Wellenmacher“?
Markus: Auf der CD endet das Stück mit meiner Ocean-drum. Live würde der schöne Klang der Wellen im Applaus verpuffen. Daher stimme ich jetzt das Publikum vor dem ersten Piano-Akkord auf das Meer ein.
Brita: Dann haben wir noch „Du gehst an mir vorbei“. Woran kommst du nicht vorbei?
Markus: An feinem Essen und guten Weinen. Und beides ist bei unseren Tourneen in ausreichenden Mengen vorhanden. Für uns gibt es keinen Hamburgaufenthalt ohne einen Besuch bei Steffen Henssler. In München werden wir oft von Alfons Schuhbeck eingeladen. Da heißt es zu Hause: Zusammenreißen und Sport machen. Wenigstens hin und wieder…